Fürst Saala und seine Kinder


In grauen Vorzeiten lebte an der oberen Saale, zwischen der Höhe die später Berg der Hirsche genannt wird, bis zum Bergrücken, dem viele hunderte Jahre später eine Ziege den Namen gab, der Fürst Saala. Gemeint sind die Orte Hirschberg und Ziegenrück. Zusammen mit dem Fürsten lebten hier seine Untertanen, genannt Saalas Kinder. Sie sollen aus einem alten gotischen Geschlecht stammen.

Sie brachten Opfer für ihre Götter dar, auf dem Fels der Saalas Altar genannt wurde. Die Seher und Seherinnen dieser Leute beobachteten von hier aus den Flug der heiligen Vögel und sie weissagten aus dem vorüberziehenden Fluss, in dem sich das Blut der Opfertiere mit dem heiligen Wasser vermischte.

Hier an Saalas Altar, wo man die ganze Gegend überschauen konnte, versammelten sich Saalas Kinder, zu gemeinschaftlichen Beratungen über alles, was in ihrem Leben wichtig und teuer war. Danach gingen sie wieder ins Land und vollbrachten Taten, die von keinem Menschen aufgeschrieben wurden, die aber in Erzählungen und Sagen ihren Nachhall fanden.

Nach langer Zeit packten Saalas Kinder ihre Sachen. Sie verschwanden über Nacht und kehrten nie zurück.

Das Volk des Fürsten Saala lebte also zwischen Hirschberg und Ziegenrück. Der schon aus der Sage der Nixe Saala bekannte Altar der Saala befindet sich aber weiter Saale abwärts am heutigen Alter. Genau an diesem Ort wird die Sage ebenfalls in einer leicht abgewandelten Form erzählt. Da es die Orte Hirschberg und Ziegenrück zumindest mit diesen Namen zu der Zeit, wo die Sage spielt, noch nicht gab, ist anzunehmen, dass sich die konkreten Ortsbezeichnungen erst später hinzugefügt wurden.

Das Volk was hier beschrieben wird, ist wohl ein germanischer Stamm. Schon etwa 50 v.C. sind die ersten Germanen an der oberen Saale angekommen. An der Saale sesshaft wurden aber erst die germanischen Hermunduren, diese waren aber nicht von altem gotischen Geschlecht. Die Goten befanden sich zu der Zeit viel weiter östlich in der heutigen Ukraine. Allerdings gibt es eine Theorie, die davon ausgeht, dass sich der Stamm der Therwingen, ein anderer Name für die Westgoten, auf der Flucht vor den Hunnen, etwa um 400 aufgespalten hat. Ein Teil dieser Therwingen kam so in unsere Gegend und wurde so namensgebend für das sich um die Zeit neu bildende Volk der Thüringer, ein Mischvolk aus verschiedene germanischen Stämmen. 
Eine weitere Parallele zur Sage war der Wegzug. Nachdem die Hunnen abgezogen waren entstand ein großes Reich der Thüringer, das 531 von den Franken geschlagen wurde. Danach zogen sich die Thüringer in das heutige Westthüringen zurück, die Gegend an der oberen Saale war danach nur sehr dünn besiedelt. Erst dadurch konnten sich die Sorben und Tschechen ab 550 weiter bis an die Saale ausbreiten. Es ist also gut möglich, dass diese Sage das Leben der germanischen Thüringer und ihren Wegzug von der Saale beschreibt.

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